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Originally Posted by kingeug
warum wurde denn nur er angeklagt, und sonst kein einziger anderer pokerspieler?
Vermutlich deshalb, weil Juristen, Staatsanwälte und Richter denkende Menschen sind und nicht alles mitmachen, was sie von verantwortungslosen Politikern und Lobbyisten vorgesetzt bekommen, damit diese ihre eigenen Pfründe absichern können. Sie wollen auch keine 2 Mio. Pokerspieler, die das Volk darstellen, nach einheitlichen Grundsätzen aburteilen und befürchten noch, das der EuGH ein ernstes Wörtchen mitzureden hat. Außerdem gibt es im Internet massive Beweisprobleme.
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Originally Posted by kingeug
Ich hatte diese jahr eigentlich vor meine gewinne bei der steuererklärung anzugeben, um jedem möglichen ärger aus dem weg zu gehen. aber wenn jemand, von dem bekannt ist, dass er fast 250k gewonnen hat, steuerfrei bleibt, sieht es doch so aus, als ob man die pokergewinne nicht angeben muss, und damit keinerlei steuerrechtliche konsequenzen befürchten muss?
Ich wiederhole mich, bereits zum x-ten Mal.
Poker ist per allgemein üblicher gesetzlicher Definition in umserem Lande Glückspiel. Einkünfte aus Glücksspielen fallen unter keine der sieben gesetzlichen Einkommensarten, die im Einkommensteuergesetz festgelegt sind. Wenn ein sog. Berufsglückspieler (was immer das sein soll) Einkünfte aus Glückspielen erzielt, muss auch er keine Steuern bezahlen, weil durch den Umstand, dass er Berufsspieler ist, sich die Herkunft seiner Einkünfte aus Glückspielen nicht ändert. Zum Berufsglücksspieler kann man auch nicht deshalb werden, weil man eine bestimmte Grenze überschreitet, die gesetzlich nirgendwo festgeschrieben ist und steuerliche Einkünfte können nicht einfach deshalb umqualifiziert, d.h. von einer eigentlich steuerfreien Einkunftsart in eine gewerbliche Einkunftsart verschoben werden, weil ein bestimmter Betrag bei einem Glückspiel zufällig überschritten wurde und man kann sich auch die Glückspilze beim Glückspiel nicht einfach herauspicken und nach bestimmten Größenmerkmalen selektieren, um sie zu besteuern. Die Verhältnisse können sich bei Glückspielen auch sehr schnell ändern (loosing player können bei Glückspielen schnell zu winning player werden und umgekehrt) und unser Staat will mit Sicherheit negative Einkünfte aus Glückspielen nicht mit anderen positiven Einkünften verrechnen, auch dann nicht, wenn unzweifelhaft ein sog. Berufsspieler sehr viel Geld beim Glücksspiel verloren hat.
Ein vergleichendes Beispiel: Ein Hobby-Drogendealer muss genau wie ein Groß-Drogendealer Steuern in Deutschland bezahlen, weil beide unzweifelhaft Einkünfte aus Gewerbebetrieb haben. Der Hobby-Drogendealer hat nicht deshalb Einkünfte aus Gewerbebetrieb, weil er eine bestimmt Größenordnung überschreitet. Auf bestimmte Größenmerkmale kommt es insoweit nicht an. Wenn es auf sie ankäme und solche Grenzen ohne Gesetzesgrundlage einfach willkürlich festgelegt werden würden, läge sofort ein Verstoss gegen den steuerlichen Gleichbehandlungsgrundsatz vor. Es gilt steuerlich insoweit der Grundsatz: Alle oder keiner und das gleiche Prinzip gilt auch für Pokerspieler.
Ich kann dir nur folgendes empfehlen. Gebe keine Steuererklärung ab, in der du deine Pokergewinne angibst. Warte ab, welche Entscheidungen und Klarstellungen demnächst kommen. Bilde für den Fall, dass du doch irgendwann Steuern bezahlen musst Rücklagen. Ärger wegen Steuerhinterziehung musst du derzeit nicht zu befürchten, weil das Problem der steuerlichen Behandlung von sog. Berufspokerspielern umstritten ist uns selbst STB und Finanzbeamte nicht wissen, wie sie mit dem Problem umgehen sollen. Nur dann, wenn klare Rechtsgrundlagen vorliegen, müsstest du mit Ärger rechnen. Imo ist bei diesen Fragen der Gesetzgeber gefordert und der befindet sich derzeit noch im Tiefschlaf.