So, hier also mein subjektiver (!!) Denkanstoß zum „System Magath“. Komplett durchlesen wird sich das wohl nur McS
Verpflichtet wurde Magath mit dem Wunsch Schalke sportlich nach vorne zu bringen (Meisterschaft innerhalb von 4 Jahren), die Finanzen zu kosolidieren und um verkrustete Strukturen aufzubrechen. Dazu installierte man ihn als Trainer, Manager und Vorstandsmitglied zugleich. Ausgestattet mit einem Vertrag von 6 Mio € pro Jahr.
Zum Sportlichen:
Da kann man Magath kaum einen Vorwurf machen. Im ersten Jahr den zweiten Platz geholt, viele junge Talente eingebaut und ihm lagen die Fans zu Füßen.
Im zweiten Jahr wurde dann mächtig aussortiert und nach großen
Gezeter um die Transfermillionen, sollte ein Kader zur Verfügung stehen, der sowohl in der CL überwintern, aber selber auch wieder um die Fleischtöpfe mit Blick auf die CL-Plätze in der Bundesliga spielen sollte: „Für uns geht’s in erster Linie wieder um einen Champions-League-Platz. Der eine ist an die Bayern vergeben. Um den zweiten kämpfen acht Vereine. Aber unter die ersten Fünf zu kommen, beinhaltet auch Platz 1...“
Dies ist jetzt zwar nicht ganz gelungen, Schalke ist aber großer Favorit im Pokalfinale gegen Duisburg und könnte sich somit für die Euro-League nächstes Jahr qualifizieren. Damit wäre Schalke nochmal mit einem blauen Auge davongekommen.
Auch die Leistung in der CL dieses Jahr ist fantastisch und man kann jetzt schon von Einnahmen von
35 Mio. € + Zuschauereinnahmen (ca. 10 Mio. € bis jetzt) ausgehen.
In der Bundesliga liegt man aber weit hinter den Erwartungen zurück, spielt sehr biederen Fußball und liegt somit zurecht nur auf Platz 10. Gefährlich könnte es jedoch noch werden, da Schalke nur 5 Punkte vorm Relegationsplatz liegt, aber mit relativ gutem Torverhältnis. Große Sorgen mach ich mir in der Hinsicht allerdings keine und die nötigen 6 Punkte werden in den letzten 8 Spielen schon irgendwie eingefahren.
Trotzdem ist die Bundesliga natürlich Brot & Butter im Fußballgeschäft und wäre es in den Pokalwettbewerben schlecht gelaufen, wäre die Saison eine Katastrophe.
Zu den Finanzen:
Schalke hat ca. 250 Mio. € Schulden. Schlechtes wirtschaften und den Bau des Stadions, welches privat finanziert wurde, sind die Ursache hierfür. Immerhin hat man dafür auch Werte geschaffen und besitzt als Gegenwerte u. A. noch die Catering-Rechte, riesiges Vereinsgelände mit Hotel, Reha-Zentrum usw. Alles in allem jedoch ein sehr bedrohliche Situation und die DFL schaut von Jahr zu Jahr genauer hin.
Deswegen sollte also die Wende mit Magath geschafft werden, damit man die Finanzen endlich in den Griff bekommt.
So überraschte es einen schon, daß im zweiten Amtsjahr auf einmal das Transferkarussel auf Stufe „schwindelig mit Kotzgarantie“ gestellt wurde. Spieler kamen (Raul, Huntelaar, Metzelder, …) und Spieler gingen (Rafinha, Westermann,...). Für die meisten Abgänge wurden auch gute Ablösesummen erzielt, aber für die Neuzugänge fallen nunmal auch wieder ordentlich Handgelder an.
Magath hat es auf jeden Fall geschafft seit seinem Amtsantritt satte 30 Neuzugänge zu
verpflichten. Dem stehen 27 Abgängen gegenüber. Seine Vorgehensweise hier ist allerdings keine Unbekannte, so hat er schließlich in Wolfsburg auch schon „rotiert“ (mitsamt 50 Mio Transferdefizit). Auf Schalke waren es 24,5 Mio. € sein (siehe Übersicht
hier.
Die Kaderkosten sollen zudem von den angepeilten 50 Mio. € auf
70 Mio. € hochgeschnellt sein. Clemens Tönnies (AR-Vorsitzender von S04) äußerte sich jedenfalls auf der PK zur Entlassung von Magath wie folgt dazu: „Dass die Kaderkosten nachhaltig gesenkt worden seien, halte ich für eine Behauptung von jemandem, der vielleicht nicht ganz genau hingeschaut hat."
Durch die nicht planmäßigen Zusatzeinnahmen der CL und Pokal (abzüglich schlechter Platzierung in der Buli) wird man vermutlich noch relativ glimpflich aus der Affäre ziehen (auch wenn die CL-Gelder erst in der übernächsten Bilanz auftauchen werden). Sieht für mich alles in allem jedoch nicht nach vernünftiger Gesundung aus.
Genaue Zahlen zum aktuellen Schuldenstand und Kaderkosten wird man spätestens Bilanz zur kommenden JHV entnehmen können.
Womit wir schon beim nächsten Thema wären - Jahreshauptversammlung 2010:
Das Verhältnis der Fans zueinander ist zur Zeit sehr gespalten (gelinde gesagt). Den Ursprung hierfür findet man auf besagter JHV.
Laut Vereinssatzung bedarf es bei Geschäften von über 300k € der Zustimmung vom Aufsichtsrat. Hierfür gibt es dann einen Eilausschuß von zwei Personen, bestehend aus Tönnies und einem anderen AR-Mitglied (Uwe Kemmer ), damit man entsprechend schnell handeln kann.
Zugegeben, die 300k € hören nach nicht viel an. Magath wollte also
freie Hand, um seinen Handlungsspielraum zu vergrößern. Ohne diese Satzungsänderung großartig zu erklären und kommunizieren sollte sie auf der JHV mit der nötigen 2/3-Mehrheit durchgewunken werden.
Dem machten neben einfachen Mitgliedern auch die organisierten Fans um den Supportersclub, Ultras und sicher auch Teilen des Schalker-Fanclub-Verbandes einen Strich durch die Rechnung. Man kennt ja sein Schalke und vorsicht sollte geboten sein! So kam es dann, daß die Satzungsänderung abgeschmettert wurde und nicht einmal eine einfach Mehrheit zusammenkam.
Fortan war Herr Magath angpisst und lies es in der Folgezeit jeden Wissen, der ihm ein Mikrofon unter die Nase gehalten hat. Er schien sich dem höchsten Vereinsorgan nicht beugen zu wollen und tat die organisierten Fans als „kleine Gruppe“ ab.
Das diese „kleine Gruppe“ jedoch zum Stolperstein für Magath werden könnte, war damals noch nicht abzusehen.
Einer der vorgeworfenen bzw. vermuteten Satzungsverstöße (keiner kennt die genauen Vorwürfe, also alles nur Spekulationen der Medien) betrifft jene 300k €-Regel. So soll er am Eilausschuß vorbei gearbeitet haben und sich somit über sie Satzung hinweggesetzt haben.
Ein
weiterer Vorwurf , der in den Medien verbreitet wurde, bezieht sich auf Bonus-Zulagen (3,1 Mio. € fürs weiterkommen in der CL z.B.) und Nebenabsprachen mit Spielerberatern (4 Mio. €). Diese 7,1 Mio. € sollen ohne Genehmigung des Aufsichtsrates geflossen sein. Hierzu wurden zwei Rechtsgutachten vom Verein eingeholt, welche dieses Belegen sollen.
Ob das den Tatsachen entspricht oder ob Magath noch was anderes vorgeworfen werden kann, läßt sich zur Zeit nicht sagen und ließe sich erst klären, wenn die Akte Magath vor Gericht landet. Ob es dazu kommt oder ob man sich vorher auf einen Vergleich einigt (= keine Akteneinsicht), weis zur Zeit natürlich kein Mensch.
Glückwunsch, wer es bis hier hingeschafft hat
Jetzt gehts um Magath und seine Crew.
Magaths Vasallen:
Angetreten mit der Ansage „verkrustete Strukturen“ im Verein(sgepflecht) aufzubrechen trat Magath seinen ersten Arbeitstag bei Schalke an. Er brachte seinen Trainer-Stab mit (normal), verteilte aber auch
Posten und Pöstchen nach und nach mit „seinen“ Leuten. Man kann hier vom „Staat im Staat“ sprechen und wurde von den bereits dort arbeitenden Mitarbeitern als „Besatzungsmacht“ empfunden. Es herrschte eine
eine Stimmung der Unsicherheit und des Misstrauens.
Entscheind hierbei war jedoch die Person Rolf Dittrich, welcher Pressechef wurde und schon zu Wolfsburger Zeiten mit Magath zusammenarbeitete. Jener machte sich nun also auf der Geschäftsstelle breit und letztlich auch unbeliebt.
Neben „Kleinigkeiten“ wie schlecht eine vorbereitete Kampagne zur Fananleihe, gab es dann den ersten Knall mit der Kündigung von Rolf Rojek. Auch wenn es durchaus Argumente für die Entmachtung als Fanvertreter gab, hielt er es für nötig ihn mit einem
einfachen Anruf zu kündigen. Jener Rolf Rojek hatte das Amt des Fanvertreters bereits 22 Jahre bekleidet und es machte sich Empörung über diese Vorgehensweise in der Fanszene breit.
Dieses im Prinzip unnötige Vorgehen (Rojek wollte eh zum Saisonende aufhören) ist dann wohl als Racheakt zu werten, weil Magath die Satzungänderung auf der JHV nicht durchbekommen hat und er anscheinend Einflussnahme Rojeks im Fanclubverband vermutete. Rojek hatte auf jeden Fall als AR-Mitglied die Satzungsänderung mit befürwortet.
Der anscheinend nicht vor Kompetenz strotzende Dittrich schlug nun noch das Kapitel „Facebook“ auf. Hatte er noch in einem
Interview deutlich gemacht, daß er von Facebook nicht viel halte und für den Verein der „normale“ Internet-Auftritt sowie ein Newsletter völlig ausreichend wäre.
So war Schalke nun der einzige Bundesligist ohne offiziellen Internet-Auftritt. Da gab es jedoch den Schalke-Fan Raphael Brinkerts, seinerseits Geschäftsführer eines Teils der renommierten Werbeagentur Jung von Matt. Der stellte nun also privat den
inoffiziellen Facebook-Auftritt von S04 auf die Beine. Und das auch recht erfolgreich.
Plötzlich schien bei Dittrich ein Sinneswandel stattgefunden haben. So ließ er den inoffiziellen Facebook-Auftritt gewähren und installierte dort eine neue
Spielwiese für Magath, welche fortan zur
„Propaganda“ von Magath
und eben nicht von S04 genutzt wurde.
Als es nun mit Magath dem Ende zuging, machte Dittrich sich den inoffizellen Auftriff und somit auch Brinkerts zu Nutze. Aufgeschreckt von einem möglichen Rauswurfs Magaths machte er den „Facebook-Mob“ heiß und lies Pro-Magath-Shirts drucken, welche Brinkerts dann auf die Facebook-Seite publik machen sollte.
Diese sollten zunächst vor dem CL-Spiel gegen Valencia für 5 € verkauft bzw. später sogar verschenkt werden.
Wie sehr die Sache gesteuert wurde, zeigt dieser eMail-Verkehr, welcher leider komplett nur in der aktuellen Sport-Bild zu lesen ist:
Quote:
Mail von Brinkert an*Dittrich:
Hallo Herr*Dittrich,
vielen Dank. Gerne können sich die Kollegen von*DeineShirts*auch bei mir (Anm.: also Brinkert direkt) melden, so dass wir ein Magath-Shirt posten.
.
Auf Schalke bekam man Wind von der Sache und ließ den Verkauf am Stadiongelände per Verfügung stoppen.
Daraufhin empörte man sich auf Facebook:
Quote:
Liebe Fans, der Vorstand des*FC Schalke 04*hat soeben mittels eines Anwaltsschreiben die heutige Verteilung der "Felix Magath gefällt mir"-Shirts von DeineShirts.com mittels einer Unterlassungsverpflichtungserklärung untersagt. Wir berichten, sobald es Details gibt.
Das dies ein ganz normaler Vorgang ist, sollte allein schon aus markenrechtlichen Gründen klar sein, wenn man das Vereinssymbol mit auf das T-Shirt drucken wollte.
Diese Aktion hat Dittrich letztendlich das Genick gebrochen und er wurde kurze Zeit später von seinen Aufgaben entbunden. Auf der Geschäftsstelle müssen die Sektkorken geknallt sein und als kleine Anekdote lässt sich noch erzählen, daß im kommenden Bundesliga-Spiel auf Wunsch der Geschäftsstellen-Mitarbeiter der Song
„**** You“ von Lily Allen gespielt wurde
Ende vom Lied ist auf jeden Fall, daß die Fans komplett gespalten sind, sich gegenseitig aufgehetzt haben (wurden).
„Magath spaltet“ und ich wollte eigentlich nur davor warnen, sich so einen „Trainager“ zu wünschen und vielleicht mal etwas genauer hinzugucken wie Magath mit seinem Trupp agiert. Bisher hat er es auf jeden Fall noch nie länger als 2 Jahre irgendwo ausgehalten, was ja auch seine Gründe haben wird.
Inwzischen ist er ja schon wieder in Wolfsburg untergekommen und ich wünsche mir fast, daß er deren Sargnagel ist.
Cliff Notes: Magath sucks
Last edited by Ozzinho; 03-17-2011 at 08:42 PM.