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Steuern Steuern

05-23-2009 , 10:50 AM
5) Ein Berufsspieler, der vorrangig im Casino spielt, hat bei einem Pokerturnier ca. € 300.000 gewonnen. Diese Summe ist auch im Internet nachzulesen. Im Casino hat der das ganze Geld beim Roulette wieder verzockt. Das kann er auch nachweisen. Er hat immer nur hohe Summen auf Rot gespielt. Allerdings hat ein Zeuge auch gesehen, dass ein befreundeter Pokerspieler in der gleichen Zeit entsprechend hohe Summen auf Schwarz gesetzt hat. Chip-Dumping beim Roulette könnte man das Vorgehen benennen.

6) Ein anderer Berufsspieler hat ebensoviel € 300.000 gewonnen. Auch seine Gewinne sind im Internet nachlesbar. Er hat im Internet auch viel HU gespielt. Innerhalb einer Woche hat er seine ganzen Gewinne wieder in den Sand gesetzt. Ein vollkommen unbekannter Spieler hat im das ganze Geld abgenommen. Es wird spekuliert, dass es ein Multi-Account war und der Spieler tatsächlich gegen sich selbst verloren hat.

Diese Fälle tangiert ebenfalls die Steuergerechtigkeit. Sie zeigen einfache Umgehungsmöglichkeiten. Der Fiskus kann die Steuergerechtigkeit nicht durchsetzen. Nur die doofen zahlen Steuern. Die anderen Betroffenen treiben sich in die Steuerhinterziehung. Der Fiskus muss also die Personalkapazität im Bereich der Steuerfahndung deutlich aufstocken, um Steuergerechtigkeit herzustellen.

Aus meiner Sicht kann das nicht funktionieren und wird auch nicht funktionieren. Die ganze steuerliche Diskussion ist im Grunde Schwachsinn und auch für den Fiskus sinnlose Zeitverschwendung. Bei Pokerspielern gibt es auf Dauer nichts zu holen. Da bin ich mir sicher, auch aus noch ganz anderen Gründen relativ sicher. Ich kenne mindestens noch eine Hand voll weiterer Umgehungsmöglichkeiten.
05-23-2009 , 01:30 PM
Quote:
Originally Posted by McSeafield
5) Ein Berufsspieler, der vorrangig im Casino spielt, hat bei einem Pokerturnier ca. € 300.000 gewonnen. Diese Summe ist auch im Internet nachzulesen. Im Casino hat der das ganze Geld beim Roulette wieder verzockt. Das kann er auch nachweisen. Er hat immer nur hohe Summen auf Rot gespielt. Allerdings hat ein Zeuge auch gesehen, dass ein befreundeter Pokerspieler in der gleichen Zeit entsprechend hohe Summen auf Schwarz gesetzt hat. Chip-Dumping beim Roulette könnte man das Vorgehen benennen.

Was ändert das?
wenn die 300k steuerpflichtig waren, bleiben sie das auch...
05-23-2009 , 02:15 PM
Wenn Berufsspieler steuerlich erfasst werden sollen, dann sind auch einige Roulettespieler betroffen. Auch da gibt es Leute mit Millionengewinnen (ob diese dauerhaft sind, ist eine andere Frage). Das bedeutet in der Konsequenz müsste es dann auch eine Verlustverrechnung zwischen Pokerspiel und Roulettespiel (oder auch Black Jack) geben. Spätestens dann wird sich zeigen, dass es keine Besteuerung von Pokereinkünften geben kann, einfach deshalb, weil die Gewinne beliebig manipuliert werden können und sich so gut wie nichts nachweisen lässt. Der Nachweis- und Kontrollaufwand wäre für den Fiskus unüberschaubar groß.

Erweiterung (ist mir gerade so eingefallen):

Wie will der Fiskus denn überhaupt irgendetwas überprüfen oder mittels Kontrollmitteilungen im Hintergrund überwachen. Der Steuerpflichtige kann prinzipiell behaupten was er will. Es gibt bei diesem Spiel auch so gut wie keine Nachweise, aber unglaublich viele Manipulationsmöglichkeiten. Der einzige Knackpunkt wären dann nur die üblichen Fragen wie, von was haben sie gelebt, wie hoch sind ihre monatlichen Ausgaben, von was haben sie ihr Auto, ihre Wohnungseinrichtung und ihre Urlaubsreise bezahlt etc. Dann kommen die üblichen Tricks. Die Oma oder ein Freund hat mir ein Darlehn gegeben usw. Ein Kreislauf, der voll zur Lachnummer wird. In keinem einkommensteuerlichen Bereich könnte man so leicht wie beim Pokern Steuern hinterziehen. Und gerade deshalb, weil Poker auch ein Glückspiel ist und Pokerspieler ständig Geld brauchen, wird die Versuchung natürlich bei einigen Spielern sehr groß sein, irgendeine Notlösung zu finden. Wer will sich denn auch gerne seine eisernen Reserven oder weit mehr als 50% seiner gesamten winnings abnehmen lassen. Die Spieler werden auch die Plätze bevorzugen, wo nichts nachgewiesen werden kann.

Wenn es tatsächlich zu einer Besteuerung käme und alle Berufspokerspieler demnächst ordentlich Steuern bezahlen würden, gäbe es in relativ kurzer Zeit keinen einzigen Poker-Pro, der nach Steuern dauerhaft ein winning player sein kann. Es können dann nur noch die Spieler sein, die zufällig größere Tournaments gewinnen. Die übrigen Spieler können aus meiner Sicht längerfristig nur noch existieren, wenn sie dauerhaft auch kräftig Steuern hinterziehen. Die Umgehung der Besteuerung wird damit tatsächlich auch Existenzfrage.

Beispiel: Ein Gus hat wieder einmal schön gewonnen. Er zahlt seine Steuern. Seine Bankroll ist um die Hälfte geringer. Der große Downswing kommt. Er ist broke und will möglichst schnell eine Verlustverrechnung herbeiführen. Das Finanzamt spukt die Steuern aber nicht so schnell wieder aus. Der Gus weiß nicht von was er leben soll. Pokern kann er auch nicht mehr. Nach etwa 8 Wochen bekommt er eine Steuererstattung usw. Welcher Spieler kann sich wirklich auf sowas einlassen. Ich kann mir es nicht vorstellen,

Die beste Lösung wäre aus meiner Sicht das schwedische Steuermodell. Es ist einfach und sowohl für den Fiskus, wie auch den Spieler praktikabel. Insgesamt auch gerecht, weil es keine Differenzierung zwischen Berufs- und Hobbyspieler gibt und die Besteuerung halbwegs moderat bleibt.
05-23-2009 , 03:55 PM
McSeafield, du wirst es nicht glauben, aber hier gibt es tatsächlich Spieler, die wirklich Monat für Monat Gewinne erwirtschaften. HSP ist überwiegend Zockerei, das ist eine andere Geschichte.

Dennoch können auch die monatlichen Gewinner ihre Gewinnstruktur manipulieren (sie können beispielsweise einfach behaupten, dass ihre Gewinne von einem einzigen großen Erfolg kommen). Wer will dies jemals widerlegen?

Auch die Frage nach der Lebensgrundlage zielt ins Leere, weil ein Lottospieler nach einem 6er gewissermaßen auch von seinem Glücksspielgewinn lebt.

Natürlich ist diese Argumentation teilweise verlogen. Ich habe schon mehrmals in diesem thread darauf hingewiesen, dass eine mögliche Besteuerung unter dem Motto "der Ehrliche ist der Dumme" ablaufen wird.

Erst wenn klare Regeln geschaffen werden, lohnt sich hier eine Diskussion. Ich sehe diese klaren Regeln nicht, und aufgrund der Komplexität wird es sie wahrscheinlich nie geben. Einzelfallentscheidungen führen allerdings automatisch zu Ungerechtigkeiten, daran besteht kein Zweifel.
05-23-2009 , 06:10 PM
Was ich glaube spielt hier wirklich keine Rolle. Ich wollte hier eigentlich nur ein paar Beispiele bringen, um die denkbare Steuerungerechtigkeit zu verdeutlichen.

HSP ist Poker auf höchstem Niveau. Was für die high-stakes gilt, muss zwingend auch für die niedrigeren Limits gelten. Ich kann HSP Spieler nicht deshalb aus der Besteuerung ausnehmen, weil sie überwiegend Zockerei betreiben. Genau auf diese Leute hat es der Fiskus vorrangig abgesehen. Das ist eine Chance, die wir nicht übersehen dürfen. Deshalb orientiere ich mich auch an diesen Spielern, natürlich auch, weil es da relativ gutes Datenmaterial gibt, das im Internet verfügbar ist und ich keine anderen Daten habe. Im Bereich der MSP Spieler kenne ich keine Daten. Im übrigen sind dort die Gewinne der Höhe nach relativ bescheiden und im Zweifel (überspitzt!) sowieso manipuliert (Hero hat angeblich Black Jack gespielt und deshalb in seiner PT-Datenbank einige Datensätze gelöscht!). Man wird die dicken Fische sicherlich mit größerem Interesse unter die Lupe nehmen wollen.

Der einzige oder zwei große zufallsbedingte Gewinne, sind auch dann ein Problem, wenn das FA nur auf faktische Gewinne abstellt, d.h. im jeweiligen Einzelfall aus dem Sachverhalt insgesamt sehr hohe oder sehr regelmäßig anfallende, überdurchschnittlich hohe Gewinne durch einen sehr erfahrenen Berufspokerspieler aus verbotenen Online-Poker-Glückspiel abstellt. Das Finanzamt wird versuchen mit allen mögichen Argumenten und Spitzfindigkeiten von der Glückspielbetrachtung abzulenken und die Beweislast umzukehren. Das geht in etwa wie folgt:

FA: "Nach allgemeiner Lebenserfahrung besteht die Vermutung, dass hier regelmäßig wiederkehrende Pokereinkünfte durch einen sehr erfahrenen Pokerspieler mit langjähriger "Berufs"-Erfahrung vorliegen."
Hero: "Ich betreibe aber ein Glückspiel und das kann ich sogar beweisen." (Klingt wie einer hier aus dem Forum!)
FA: "Dann zeig her deine Daten, ich will detailliert die Entwicklung betrachten"

Sofern die Daten irgendwo im Internet stehen, sind sie nicht einfach zu manipulieren. PT-Datenbestände können aber sicherlich leicht manipuliert werden. Das wird auch das FA schnell begreifen.

Wenn die Angaben des Pokerspielers wenig glaubhaft erscheinen, dann will es alle möglichen Unterlagen sehen: Nachweise über die Höhe der Lebenshaltungskosten, Bankauszüge, Kreditverträge etc. Dann kommen Fragen wie 1) von was haben sie gelebt und 2) von was haben sie den Porsche bezahlt, der vor der Tür steht.

Ich habe das jetzt mal ein wenig überspitzt dargestellt und bewußt übertrieben. Aber so ähnlich kann es ablaufen. Der StB muss geschickt argumentieren und der Pokerspieler sollte dabei nicht allzu naiv sein.
05-26-2009 , 07:22 AM
Quote:
Originally Posted by McSeafield
Wenn Berufsspieler steuerlich erfasst werden sollen, dann sind auch einige Roulettespieler betroffen. Auch da gibt es Leute mit Millionengewinnen (ob diese dauerhaft sind, ist eine andere Frage). Das bedeutet in der Konsequenz müsste es dann auch eine Verlustverrechnung zwischen Pokerspiel und Roulettespiel (oder auch Black Jack) geben. Spätestens dann wird sich zeigen, dass es keine Besteuerung von Pokereinkünften geben kann, einfach deshalb, weil die Gewinne beliebig manipuliert werden können und sich so gut wie nichts nachweisen lässt.
das man eine gegenverrechnung von verlusten untersagen kann, sieht man alleine schon am beispiele der erträge aus spekulationsgewinnen.

find ich witzig wie du blödsinn schön ausformulierst um kompetenz vorzutäuschen
05-26-2009 , 07:59 AM
Quote:
Originally Posted by sh@dy
Gibt scheinbar genug, die noch dümmer sind und sich davon beeindrucken lassen. Die mathematischen (stochastischen) Beiträge sind der größte Witz.
Ein Glück, dass es noch andere gibt, die das gemerkt haben.
05-26-2009 , 11:13 AM
Quote:
Originally Posted by King.Crimson
Ein Glück, dass es noch andere gibt, die das gemerkt haben.
Wenn ich nicht auch Schelm sein könnte, würde ich dir jetzt wieder unterstellen, du weißt nicht von was du redest.

Tatsächlich habe ich herausgefunden, dass auch Roulettespieler eine Besteuerung ihrer Gewinne befürchten, d.h. von der Diskussion hier in diesem Thread betroffen sind. Tatsächlich gibt es auch Spieler, die alles mögliche durcheinanderspielen. Bevor der Pokertisch im Casino eröffnet wurde, spielen sie halt Roulette. Wenn sie beim Poker verloren haben, setzen sie noch einen Hunderter beim Roulette und gewinnen mit einem Schlag doppelt so viel, wie sie beim Poker verloren haben. Es gibt unzählige Konstellationen. Und wenn man tatsächlich keine Verrechnung zwischen Rouletteverlusten und Pokergewinnen zulassen will, ergibt sich die Frage, wie soll das denn ein Spieler immer genau festhalten, wo er was gewonnen oder verloren hat. Kein Spieler hat eine genaue Buchhaltung, wo er seine Gewinne und Verluste wie ein ordentlicher Kaufmann aufzeichnet.

Es wird nie eine Steuergerechtigkeit geben, wenn man versucht, Glückspielergebnisse zu versteuern.
05-26-2009 , 03:47 PM
Mein (unmaßgebliches und abschließendes) Urteil dazu:
Gewinne aus Glücksspiel sind nicht immer steuerfrei

Quote:
Der ganz normale Spielgewinn muss nicht versteuert werden, egal in welcher Höhe. Anders sieht es aus, wenn es sich um ein berufliches Spielen handelt, wenn man als so genannter „Profispieler“ angesehen wird. In diesem Fall handelt es sich bei dem „Gewinn“ nicht mehr um einen Gewinn im spieltechnischen Sinne, sondern um gewerbliche Einkünfte i.S.d. § 15 EstG. Maßgeblich hierfür sind zwei Entscheidungen des Bundesfinanzhofes gewesen, BFH XI R 48/91 und BFH/NV 94, 622.

Entscheidend, ob man als Profispieler oder als Freizeitspieler angesehen wird, sind die jeweiligen Umstände. Entscheidende Kriterien sind unter anderem:

* Werden noch andere Einkünfte erzielt, außer durch das Spielen?
* Wie oft wird gespielt?
* Wie lange wird gespielt?
* Kann man von den Gewinnen leben bzw. macht man dieses?
* Wird eine ernsthafte Gewinnabsicht verfolgt?
* Entspricht die Spielzeit einer Arbeitszeit?

Bei 6 Stunden täglicher Spielzeit kann es bereits die Berufseigenschaft angenommen werden.
Das sind die entscheidenden Passagen um die es bislang geht. Sowas kann aus meiner Sicht nur ein Jurist schreiben, der entweder im Steuerrecht nichts begriffen hat oder keine Ahnung hat, was ein Glückspiel ist.

Ich will meine anders lautende Meinung noch mal kurz und klar wie folgt zusammen:

Generell sind alle Glücksspielgewinne in Deutschland steuerfrei. Da sie zu keiner der sieben gesetzlich exakt definierten steuerpflichtigen Einkunftsarten zählen und insbesondere auch deshalb, weil es am Verhältnis von Leisung/Gegenleistung fehlt.

Bei Berufs- und Falsspielern kann diese Auffassung zweifelhaft sein.

Das ist soweit der Standpunkt, der auch von anerkannten Autoren im Steuerrecht so gesehen wird und den ich teile (vgl. L. Schmidt EStG 20. Aufl).

Es kommt im deutschen Steuerrecht in aller Regel nicht darauf an, wie lange oder intensiv jemand arbeitet. Man kann nicht allein deshalb, weil jemand sehr intensiv oder lange arbeitet einen Gewerbebetrieb vermuten. Auch ein Geringverdiener muss Steuern bezahlen. Auch ist es in aller Regel vollkommen egal, ob jemand noch andere Einkünfte erzielt. Auch ein Richter, der nebenbei einer schriftstellerischen Tätigkeit betreibt, muss für die daraus erwachsenden Einkünfte Steuern bezahlen, egal wie hoch sie sind und wie intensiv er diese Tätigkeit betreibt.

Es kommt so betrachtet auch gar nicht auf die Gewinnerzielungsabsicht an, sondern es kommt entscheidend darauf an, ob ein Glückspiel betrieben wird.
Ja oder nein?

Sobald ein Spieler kein Glückspiel betreibt, muss er seine Einkünfte versteuern, egal wie hoch sie sind. Wenn ein Spieler beim Falschspiel erwischt wird, muss er ebenfall Steuern bezahlen.

Wenn das Finanzamt vermutet, dass ein Spieler beim Pokern kein Glückspiel betreibt, ist das Finanzamt beweispflichtig und muss darlegen, warum der Spieler eine einkommensteuerlich relevante Gewinnerzielungsabsicht hat.
Letzteres dürfte bei einem Glückspiel wie Poker nach meinen Erfahrungen so gut wie nicht gelingen.

Damit betrachte die Diskussion, ob ein professioneller Pokerspieler Steuern bezahlen muss, für mich als beendet.
05-26-2009 , 04:16 PM
Riesige Konzerne wie Daimler oder Siemens beschäftigen ganze Abteilungen nur mit dem Zweck, ihre Steuerschuld sukzessive runterzurechnen.

Jeder normale Bürger verfolgt mit allen möglichen legalen Steuertricks das Ziel, so wenige Steuern wie möglich zu zahlen und nebenbei noch kräftig Zulagen zu kassieren.

Nur in diesen Pokersteuerthreads tauchen regelmäßig Leute auf, die freiwillig bereit sind, einen Teil ihrer Glücksspielgewinne an den Fiskus abzugeben, obwohl es bisher keine Richtlinien für eine Besteuerung gibt. Ja, wenn ihr so gerne Steuern zahlt, dann zahlt doch einfach Steuern, aber lasst bitte die anderen Spieler mit diesem Mist in Ruhe, es sein denn, ihr habt wirklich neue Informationen. Ich muss hier teilweise andere Absichten unterstellen. So naiv-dumm kann doch niemand sein, um eine Besteuerung regelrecht zu betteln.

Ich klammere diejenigen Leute, die bereits Kontakt mit dem FA hatten (sind ja ohnehin nicht so viele), ausschließlich aus.

Mich würde einmal folgendes interessieren: wieviele Leute verdienen ausschließlich mit Poker nach Abzug aller Kosten insgesamt über 50.000 $ pro Jahr? Gibt es hier Schätzungen?
05-26-2009 , 05:41 PM
Es gibt noch drei Bereiche, die ich vergessen habe zu erwähnen und zu denen ich ebenfalls zu einem abschließenden Urteil komme:

- sofern man einem Pokerspieler nachweisen kann, dass er beim Online-Poker mit anderen Pokerspielern mit Skype in unerlaubter Weise kommuniziert, Superuser-accounts oder andere verbotene Tools benutzt, mit denen er gegenüber anderen Spielern Vorteile erlangt, muss er imho steuerlich wie ein Falschspieler behandelt werden.

- Sofern Rakeback, Bonus usw. direkt von einer Pokerseite bezahlt und auf dem Konto des Spielers auf der Pokerseite gutgeschrieben wird, bin ich der Meinung, dass dies steuerrechtlich keine Konsequenzen haben kann. Die Rakeanteile sind wie ein Rabatt zu betrachten und imho steuerfrei. Anders kann es aussehen, wenn ein Affiliate dazwischen hängt. Hier liegt ein Dreiecksgeschäft vor. Der Pokerspieler bekommt vom Affiliate eine Art Unterprovision von der Provision, auf die nur der Affiliate einen Anspruch hat. In diesem Bereich halte ich es für wahrscheinlich, dass der Fiskus oder ein Steuergericht die wirtschaftliche Betrachtung aufbricht und allein der zivilrechtlichen Betrachtung folgt, d.h. das Rakeback als steuerpflichtig betrachtet, weil es nichts anderes ist als eine Unterprovison auf eine Vermittlungsprovision. Bestenfalls kann ich hier die Frage als strittig oder zweifelhaft bezeichnen. Die abschließende Beurteilung dürfte auch vom jeweilen Rackback-Vertrag abhängen.

- Alle sonstigen geldwerten Vorteile (auch Reisekostenersatz und Turniertickets) oder Geldbeträge (insb. aus Sponsoring), die ein Pokerspieler dafür erhält, weil er für eine Pokerseite Werbung betreibt, sind steuerpflichtig.

Mit diesem Ergebnis könnten wir jetzt den Thread schließen und neu anfangen.
05-26-2009 , 10:20 PM
Quote:
Originally Posted by McSeafield
- Sofern Rakeback, Bonus usw. direkt von einer Pokerseite bezahlt und auf dem Konto des Spielers auf der Pokerseite gutgeschrieben wird, bin ich der Meinung, dass dies steuerrechtlich keine Konsequenzen haben kann. Die Rakeanteile sind wie ein Rabatt zu betrachten und imho steuerfrei. Anders kann es aussehen, wenn ein Affiliate dazwischen hängt. Hier liegt ein Dreiecksgeschäft vor. Der Pokerspieler bekommt vom Affiliate eine Art Unterprovision von der Provision, auf die nur der Affiliate einen Anspruch hat. In diesem Bereich halte ich es für wahrscheinlich, dass der Fiskus oder ein Steuergericht die wirtschaftliche Betrachtung aufbricht und allein der zivilrechtlichen Betrachtung folgt, d.h. das Rakeback als steuerpflichtig betrachtet, weil es nichts anderes ist als eine Unterprovison auf eine Vermittlungsprovision. Bestenfalls kann ich hier die Frage als strittig oder zweifelhaft bezeichnen. Die abschließende Beurteilung dürfte auch vom jeweilen Rackback-Vertrag abhängen.
Da das Rake von den Gewinnen bezahlt wird und Rakeback eine Rückerstattung eines Teils des (zuviel) gezahlten Rakes ist, müsste mMn Rakeback wie Gewinne behandelt werden. Ich denke nicht, dass es anders gehandhabt werden sollte, als wenn der Spieler direkt einen verringerten Rakebetrag zahlt.
05-27-2009 , 03:11 AM
Das Problem bei der Sache ist aus meiner Sicht nur der zwischengeschaltete Dritte (Affiliate). Zivilrechtlich betrachtet liegt keine Rakerückerstattung vor. Das Problem ist z.B. deutlich erkennbar, wenn der Affiliate pleite geht oder einfach im Untergrund verschwindet. In solchen Fällen könnte man steuerlich überspitzt formuliert sogar die Auffassung vertreten, dass es beim Spieler zum Zufluss gekommen ist, obwohl er das Rakeback nie erhalten hat.

Soweit das Rakeback direkt von der Pokerseite bezahlt wird, sehe ich kein Problem, weil im Zweifel im deutschen Steuerrecht tatsächlich die wirtschaftliche Betrachtungsweise zählt. Sobald ein Dritter dazwischen geschoben wird, besteht die Gefahr, dass es Steuerjuristen anders sehen, insbesondere auch in Fällen, in denen von der Pokerseite allgemein kein einziger Spieler Rakeback bekommt und alle Affiliates vertraglich verpflichtet sind, kein Rakeback an die Spieler weiterzuleiten. Ich halte das Problem für ungelöst und sehe hier schon Gefahren, dass es zum Streit kommen könnte, so sehr ich auch für die Anwendung der wirtschaftlichen Betrachtung bin.

Ein vergleichendes Beispiel: Jemand schließt eine Lebensversicherung ab und bekommt von einem Versicherungsmakler eine Provision für den eigenen Vertragsabschluss. Es gibt dazu oder ähnlich gelagerten Problemen eine Menge Rechtsprechung, die wesentlich unübersichtlicher ist, als alles, was wir bisher besprochen haben und habe ehrlich gesagt, keine besondere Lust, mich damit detailliert auseinanderzusetzen, zumal ich auch keine Ahnung habe, was in Rakeback-Verträgen tatsächlich steht.
05-29-2009 , 04:10 AM
Wenn ich Phil Ivey wäre, dann würde ich jetzt $ 10 Mio. wetten, dass die Ansicht des Anwalts (die nichts anderes ist als die o.a. Juristenmeinung) zum Thema Steuerrecht so nicht stehen bleiben wird. Es gibt zum § 15 EStG noch keine Theorie, wonach die Gewerblichkeit von Einkünften, bei denen es am Verhältnis von Leistung/Gegenleistung fehlt oder die zu keiner der sieben gesetzlich exakt definierten steuerpflichtigen Einkunftsarten zählen, dann eintritt, wenn man eine bestimmte gesetzlich nicht definierte oder willkürlich festgelegte Intensitätsschwelle überschreitet und im übrigen keine weiteren Einkünfte hat.

Der Richter der das entschieden hat, war entweder besoffen oder wußte tatsächlich nicht, von was er redet (= meine persönliche unmaßgebliche Meinung, an der ich jetzt festklebe).
05-29-2009 , 04:34 AM
Ich denke, dieser Anwalt will sich einfach absichern. War doch wieder dieses übliche blabla inklusive Skatspielurteil. Niemand streitet einen gewerblichen Ansatz bei diesem Skatspieler ab.

Es kann doch nicht sein, dass für die steuerliche Behandlung ständig ein dermaßen altes Urteil hervorgekramt wird, was mit Onlinepoker nichts zu tun hat. Ich verzweifle noch an diesen Steuerexperten.

Außerdem sollte mal ein Pokerspieler bei einem Steuerberater ähnlich argumentieren, wie McSeafield und ich in diesem thread - mal sehen, ob der Steuerberater dann zu einem anderen Urteil kommt.

Seit Monaten werden die Pokerspieler von irgendwelchen Experten hingehalten, dass jetzt bald eine neue Richtlinie herauskommt. Wenn man hingegen nachforscht, kommt von den Ämtern nur ein Schulterzucken: "Über eine Besteuerung von Onlinepokergewinnen ist uns nichts bekannt."

Es gibt 4 Gruppen, die an einer Besteuerung interessiert sind:
a) Betreiber von Pokerturnieren, unter Umständen Pokerschulen und Pokerseiten, weil sie Poker als Strategiespiel vermarkten wollen,
b) Pokerspieler, die gerne Steuern zahlen würden (bzw. bereits welche gezahlt haben) und keinen Nachteil gegenüber anderen Spielern haben wollen,
c) Neider (smallstakes Spieler, normale Berufstätige, Finanzbeamte), die anderen Leuten das Geld nicht gönnen,
d) Steuerberater.

Es gibt bisher keine Richtlinien zur Besteuerung von Pokerspielern. Diese Anwälte stochern selber nur im Nebel, spielen sich aber auf, als ob nur sie die Weisheit mit Löffeln gefressen hätten und alle anderen im Zelt geboren wären.

Last edited by chePoker; 05-29-2009 at 04:41 AM.
05-29-2009 , 05:50 AM
Nee chePoker ganz so ist es leider nicht. Es gibt wohl noch ein Urteil aus der Abteilung NV-Urteile (nicht veröffentlichte Urteile) das ich leider noch nicht gelesen habe und das möglicherweise einen reinen Glückspieler betrifft. Ich muss eingestehen, dass ich deshalb der Argumentation nicht ganz folgen kann. Ich müsste mir dieses Urteil besorgen, um mitreden zu können. Bislang war ich ehrlich gesagt diesbezüglich auch ein wenig faul und habe gehofft, den Text noch irgendwo im Netz zu finden.

Trotzdem. Im Grunde muss ich das Urteil nicht kennen. Wenn es für die Besteuerung so wichtig wäre, dann hätte es der BFH veröffentlicht und nicht vor der Öffentlichkeit versteckt (StB können das Urteil lesen, weil es auch eine Buchsammlung der NV-Urteile gibt). Im übrigen kann ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man zu so einem Ergebnis kommen kann.

Ein Anknüpfungspunkt für die Erfassung von beruflichen Glückspiel wäre die verbotene oder unsittliche Betätigung. Das ist ein von der Rechtsprechung entwickelter Auffangtatbestand, um auch den Drogendealer oder Schmuggler steuerlich zu erfassen. Gleiches gilt insoweit auch für einen Berufskartenspieler, der mit gezinkten Karten arbeitet oder ein verbotenes Spiel um Geld betreibt, das nicht als Glückspiel anzusehen ist. Der reine Berufs-Glückspieler muss, soweit er an einem verbotenen Glückspiel teilnimmt, steuerlich genau wie ein anderer Glückspieler behandelt werden, der ein erlaubtes Glückspiel betreibt. Das steht bereits in § 40 AO:

Quote:
Für die Besteuerung ist es unerheblich, ob ein Verhalten, das den Tatbestand eines Steuergesetzes ganz oder zum Teil erfüllt, gegen ein gesetzliches Gebot oder Verbot oder gegen die guten Sitten verstößt.
Aus dem Umstand, dass ein Glückspieler einer an sich steuerfreien Betätigung nachgeht und diese intensiver, ja sogar berufsmäßig betreibt, davon lebt und keine andere Einkünfte hat, kann man keine Gewerblichkeit und in der Konsequenz eine Steuerpflicht herleiten. Darum geht es hier. Wenn der berufsmäßige Glückspieler besteuert wird, dann müssten alle anderen Glückspieler genauso besteuert werden, sonst ist der steuerliche Gleichbehandlungsgrundsatz massiv verletzt. Wer dies aus Juristensicht nicht begreift, sollte ernsthaft darüber nachdenken, aus welcher Ecke hier nachvollziebare Kriterien abgeleitet werden sollen, wann und wo die Schwelle zu einer steuerpflichtigen bzw. nicht steuerpflichtigen Betätigung überschritten werden. Eine solche Schwelle kann aus meiner Sicht nur der Gesetzgeber bestimmen und nicht der richterlichen Fortentwicklung des Steuerrechts vorbehalten bleiben. Ansonsten gäbe es hier ein unendliches Chaos in der Finanzgerichts-Rechtsprechung, das am Ende nur durch das Bundesverfassungsgericht beseitigt werden könnte.
05-29-2009 , 06:25 AM
Wenn man hier bei diesem Thema der Juristenmeinung weiter folgen würde und sie ernst nimmt, dann müsste auch der Lottospieler, der mehr als eine willkürlich definierte Anzahl von Lottozetteln pro Monat abgibt und deshalb einen 6er mit Superzahl schafft und einen dicken Jackpot abräumt einer Besteuerung unterworfen werden, zumindest aber dann, wenn er von seinem Lottogewinn lebt und keine anderen Einkünfte erzielt.
05-29-2009 , 10:31 AM
Quote:
Originally Posted by McSeafield
Wenn man hier bei diesem Thema der Juristenmeinung weiter folgen würde und sie ernst nimmt, dann müsste auch der Lottospieler, der mehr als eine willkürlich definierte Anzahl von Lottozetteln pro Monat abgibt und deshalb einen 6er mit Superzahl schafft und einen dicken Jackpot abräumt einer Besteuerung unterworfen werden, zumindest aber dann, wenn er von seinem Lottogewinn lebt und keine anderen Einkünfte erzielt.
Soweit ich weiß sogar dann, wenn er andere Einkünfte hat, diese aber weitaus geringer sind als seine Lottoeinnahme.
05-29-2009 , 01:00 PM
Quote:
Originally Posted by DwarF
Soweit ich weiß sogar dann, wenn er andere Einkünfte hat, diese aber weitaus geringer sind als seine Lottoeinnahme.
"Lottoeinnahmen" sind mein Vorschlag fürs Wort des Jahres.
05-29-2009 , 01:37 PM
Quote:
Originally Posted by Wunibald
"Lottoeinnahmen" sind mein Vorschlag fürs Wort des Jahres.
Was ist daran lustig? Mindestens jeder 14 Millionenste Lottospieler ist lifetime winner!
05-29-2009 , 02:00 PM
Quote:
Originally Posted by DwarF
Was ist daran lustig? Mindestens jeder 14 Millionenste Lottospieler ist lifetime winner!
Das ganze mit so ca. 104 Ausspielungen pro Jahr (Mittwochslotto eingeschlossen) x so ca. 3-5 Jahre multipliziert. Da dürfte einiges zusammenkommmen. Nicht alle haben natürlich einen Gewerbebetrieb. Aber einige davon dürften wohl Schwierigkeiten bekommen, wenn Juristen anfangen, ihnen einen Gewerbetrieb anzudichten.

Fragt sich nur noch, welche Lottozettelanzahl maßgeblich ist, um einen Gewerbebetrieb annehmen zu können? Ach ja und die gewerblich ausgefüllten Lottozettel von Faber gibt es auch noch.
06-26-2009 , 08:28 AM
Vorschlag: Der Pokeranbieter zahlt vom einbehaltenen Rake Steuern in das jeweilige Land des Spielers und zwar nach dem dort gültigen Steuersatz. Hätte vielleicht zur Folge, dass der Rake leicht steigt, aber so wäre das Steuerproblem auf vernünftige Weise gelöst. Die rechtliche Umsetzung wäre allerdings wohl schwierig. Eine EU-weite Lösung könnte ich mir jedoch vorstellen. Oder aber Deutschland macht nach österreichischem Vorbild einen eigenen Pokerraum auf.
06-26-2009 , 09:11 AM
P.S.: Vielleicht wäre es besser, die steuerliche Abgabe vom Rake an die Länder einheitlich festzulegen, damit eine Art Poker-Tourismus verhindert wird.
07-01-2009 , 03:43 PM
hi

also ich hab grade mit nem englischen pokerspieler gesprochen und er meint er is sich zu 100% sicher (sein anwalt und steuerberater haben es bestätigt) dass man in england keine steuern whatsoever zahlen muss when man for a living pokert

weiß hier vl. jemand noch genaueres?

nach london zu ziehen wär natürlich ne seeehr attraktive alternative zu malta und konsorten

      
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