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Originally Posted by LouisCyphre
Doch, die Unterscheidung gab es im Urteil zur Versteuerung von Roulette-Gewinnen.
Sinngemäss: Da Roulette langfristig nicht zu schlagen ist, kann keine ernsthafte Gewinnabsicht vorliegen.
Meint das gleiche wie: "da Roulette ein Glückspiel ist, kann keine ernsthafte Gewinnabsicht vorliegen". Das 1/74 -EV beim Roulette hast du objektiv betrachtet ähnlich beim Poker durch das Rake. Die Skills, die du für dich siehst, kann dir niemand nachweisen und selbst kannst du sie auch nicht greifen.
Um es einfacher zu betrachten, folgende klare Fälle, vor denen wir sicherlich alle Angst haben:
a) Jemand hat sagen wir innerhalb von zwei oder drei Jahren sehr hoch gewonnen. Nehmen wir an es war ein Turnierspieler und er ist mittlerweile mehrfacher Wiederholungstäter.
b) Jemand hat bei Cash-Games mehrere Jahre hintereinander ordentlich gewonnen. Die Nachhaltigkeit der Gewinne ist unverkennbar und deutlich.
Auch wenn die Sachverhalte so klar auf dem Tisch liegen, sehe ich noch keinen unmittelbaren Zwang zu einer Besteuerung. Ein Richter müsste doch anhand objektiver Kriterien eine Lösung finden und kann nicht einfach willkürlich neue Kriterien zur Abgrenzung Glückspiel und Geschicklichkeitsspiel (oder noch schlimmer +EV -EV-Glückspiel) herausarbeiten. Das ergäbe sofort ein fürchterliches Durcheinander bei der Rechtsanwendung. Ich bin deshalb ziemlich zuversichtlich, dass es bei Poker nie eine Besteuerung geben wird, solange Poker als Glückspiel betrachtet wird. Wie soll das gehen? Eine Regelung wie: 3 Jahre durchschnittliche Winrate > 3BB/100 h oder innerhalb von zwei Jahren eine Summe von X gewonnen, dann kein Glückspiel, Einkünfte aus Gewerbebetrieb und zu versteuern - im übrigen Glückspiel und nicht zu versteuern. Die nächste Instanz würde ein solches Urteil imho sofort zerreißen, darauf hinweisen dass Poker ein Glückspiel ist und der Gesetzgeber bisher keine andere Regelung gefunden hat. Die fehlende Regelung kann dem Steuerpflichten nicht zur Last gelegt werden etc. Damit ist der Fall dann erledigt und der Gesetzgeber gefordert, erst eine andere Regelung zu finden.