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Steuern Steuern

02-16-2009 , 05:55 PM
@anchan,

halte ich für ein Gerücht, dass es Casino Spieler gibt, die ihre Gewinne der Besteuerung unterwerfen. Auch diese Leute betreiben ein Glücksspiel und klare Abgrenzungsmerkmale oder gesetzliche Regelungen sehe ich nicht. Wo sind sie? Wo gibt es eine Definition für den "hauptberuflichen" oder "professionellen Glücksspieler", der Steuern bezahlen müsste? Dass es in diesem Bereich Rechtsunsicherheit gibt, insbesondere bei den Leuten, die nennenswerte Summen gewonnen haben, will ich allerdings nicht bestreiten. Nur die damit zusammenhängende Fragen sind eindeutig noch nicht gelöst. Es gibt keine einschlägige steuerliche Rechtsprechung für Casino Spieler. Mir ist jedenfalls keine bekannt. Deshalb sehe ich auch den Straftatbestand der Steuerhinterziehung nicht als erfüllt an und halte diese Betrachtung für überzogen. Der Fiskus ist aufgefordert, klare Regelungen und damit Steuergerechtigkeit zu schaffen, sonst kann er von keinem Casino-Pokerspieler Steuerehrlichkeit erwarten.

Der Fiskus verdient bereits mit der Spielbankenabgabe. Wenn er darüberhinaus Steuern von einzelnen Gewinnern bei einem mit Rake belasteten Nullsummen-Spiel kassieren will, das nach der gesetzlichen Definition in Deutschland als Glücksspiel betrachtet wird, muss er es klar und deutlich sagen und Abgrenzungsmerkmale schaffen.

Unbestritten gibt es für Online-Spieler eine weitergehende Problematik. Allerdings ist diese Problematik von einer Reihe von EG-rechtlichen Regelungen überlagert und auch hier fehlen Abgrenzungsmerkmale. Der deutsche Fiskus kann hier imho nur zugreifen, wenn er zuvor ähnlich wie in Holland ein besonderes Steuergesetz für Online-Spieler schafft. Ich verweise hier ausdrücklich auf entsprechende einschlägige Diskussionen im holländischen Parlament im Rahmen der Begründung des holländischen Steuergesetzgebungsverfahrens.

Dass es darüberhinaus noch für eine andere Sorte von Pokerspielern gibt, die im Hinterzimmer einer Gastwirtschaft Gewinne erzielen und die tatsächlich steuerliche Probleme haben, sollte klar sein. Nur für diese Leute sehe ich die von dir angesprochen Problematik. Für diese Leute mache ich allerdings hier keinen Finger krumm. Sie haben imho auch keine Chance, die Steuern zu vermeiden, wenn sie erwischt werden.
03-18-2009 , 07:15 PM
Zur Info & Diskussion:

Quote:
Bundesfinanzhof lockert Bankgeheimnis
Finanzämter können leichter auf Kontodaten zugreifen


Der Bundesfinanzhof (BFH) hat das Bankgeheimnis weiter gelockert: Banken dürfen den Finanzämtern Kontodaten ihrer Kunden auch dann weiterleiten, wenn kein strafrechtlicher Verdacht auf Steuerhinterziehung vorliegt. Es reiche aus, "wenn das zu prüfende Bankgeschäft Auffälligkeiten aufweist, die es aus dem Kreis der alltäglichen und banküblichen Geschäfte hervorhebt", heißt es in einem nun veröffentlichten Urteil vom Dezember 2008.

Dies steht nach Ansicht des obersten deutschen Finanzgerichtes nicht im Konflikt mit dem gesetzlich garantierten Bankgeheimnis. Allumfassende Kontrollmitteilungen bleiben weiter verboten. Grundsätzlich seien Kontrollmitteilungen zu legitimationsgeprüften Konten und Depots bei Besonderheiten aber zulässig. Als Beispiel führte das Gericht eine auffällige Geschäftsentwicklung an, "die dazu verlockt, solche Einkünfte dem Finanzamt zu verschweigen".
Konkreter Fall abgewiesen

Im konkreten Fall wies der Siebte Senat des Bundesfinanzhofs die beabsichtigten Kontrollmeldungen einer Bank über einen Kunden jedoch als unzulässig zurück. Betriebsprüfer eines Finanzamts hatten bei einer Außenprüfung in einer Bankfiliale entdeckt, dass 36 Bankkunden hohe Schadenersatzzahlungen für Wertpapierfehlkäufe bekommen hatten. Deshalb verdächtigten die Prüfer die Kunden, dem Fiskus möglicherweise Vermögen und Kapitaleinnahmen verheimlicht zu haben.

Das vorinstanzliche Finanzgericht hatte die Prüfung auch mit dem Hinweis für zulässig erklärt, "dass gerade im Bereich der Kapitaleinkünfte das Erklärungsverhalten vieler Steuerpflichtiger alles andere als vorbildlich sei". Der BFH hob dieses Urteil auf. Das Finanzamt hat in einem zweiten Rechtsgang die Möglichkeit, weitere Argumente vorzulegen, die eine Kontrollmitteilung rechtfertigen.

(Aktenzeichen VII R 47/07)
Quelle: http://www.tagesthemen.de/inland/bankgeheimnis104.html
03-19-2009 , 02:40 AM
Was ist denn jetzt aus dieser angeblich fuer Maerz anstehenden Stellungnahme des BFH zum Thema Besteuerung von Pokergewinnen geworden? Hat hier nicht mal einer geschrieben, im Maerz wuerde dazu etwas gesagt werden?!
03-19-2009 , 02:50 AM
ich hab das geschrieben - mein Steuerberater hat Kontakt zu jemanden im BMF der sich ab März damit beschäftigen will. Müsste also irgendwann kommen. (Mein Steuerberater sagt aber auch, dass sich der Herr eigentlich schon im Januar damit beschäftigen wollte - also mal gucken wann es tatsächlich kommt)
03-19-2009 , 10:56 AM
und wie ist dein fall jetzt ausgegangen oder wartest du auf ne antwort vom finanzamt?
03-19-2009 , 01:40 PM
Wer lesen kann...
03-20-2009 , 05:38 AM
Quote:
Originally Posted by Wunibald
Wer lesen kann...
wo de recht hast, haste recht. manchmal sieht man den wald vor lauter bäumen nicht. daher wahrscheinlich be player.
03-21-2009 , 04:13 AM
Ich gebe meine Winnings einfach als Einküfte aus Drogengeschäften an und zahle dann Steuern
03-23-2009 , 12:34 PM
Nur eine kleine Info zwischendurch:

Es gab bei mehreren Spielern, wobei ich hier keine Namen nennen möchte, Hausdurchsuchungen im Auftrag vom Finanzamt (oder so, kA). Computer wurde eingesackt, Bargeldreserven beschlagnahmt und Safes mussten geöffnet werden.

Bei mir übrigens auch nix neues, habe den selben Steuerberater wie GermanWunderkind.

Wegen dieser 180-Tage-Regelung. Meine Anwälte (sind übrigens die, die auch PokerStars "betreuen") meinten, dass es so etwas nicht gibt bei der Geschichte die wir mchen. Man müsste also seinen Wohnsitz komplett in Deutschland aufgeben, falls man "auswandern" möchte. Man dürfte nichtmal ne Matratze haben bei Mutti usw.

Nun habe ich von 2 anderen bekannten Spielern gehört, dass dies doch kein Problem sei.

Weiss da jemand was genaues?
03-23-2009 , 12:39 PM
Kannst du Angaben darüber machen, ob diese Spieler grössere Beträge Live gewonnen haben oder ob sie online jährlich im 6-stelligen Bereich ausgezahlt haben?
03-23-2009 , 12:48 PM
etwas mehr infos zu den spielern wäre sehr schön.
Möchte mir jetzt wirklich nicht die hosen vollmachen wegen nichts...
03-23-2009 , 12:57 PM
Danke für die Info aber OMG.

Gibt es irgendwelche Gemeinsamkeiten bei den Spielern? Blogs mit echtem Namen, Eigentumswohnung gekauft, Neuwagen gekauft, bei Turnieren groß gecasht, hohe Summen auf einen Schlag ausgezahlt o.ä.?
03-23-2009 , 01:56 PM
Bei der Hausdurchsuchung warens (glaub ich) Livespieler, die hohe Gewinne bei Liveturnieren hatten.
Ich selbst bin nicht betroffen, aber ich hab mich dem FA selbst auch schon offenbart. Diejenigen, bei denen so eine Aktion stattfind haben sich wohl nie dem FA gegenüber erklärt oder zumindest Pokerwinnings in der esteuererklärung angeben
03-23-2009 , 02:28 PM
Quote:
Originally Posted by cardcore
Wegen dieser 180-Tage-Regelung. Meine Anwälte (sind übrigens die, die auch PokerStars "betreuen") meinten, dass es so etwas nicht gibt bei der Geschichte die wir mchen. Man müsste also seinen Wohnsitz komplett in Deutschland aufgeben, falls man "auswandern" möchte. Man dürfte nichtmal ne Matratze haben bei Mutti usw.

Nun habe ich von 2 anderen bekannten Spielern gehört, dass dies doch kein Problem sei.

Weiss da jemand was genaues?
http://forumserver.twoplustwo.com/sh...&postcount=505

Die 183-Tage-Regelung ist in aller Regel irrelevant, da ein Pokerspieler keine Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit erzielt (sie gilt außerdem nur für DBA-Fälle).

Es kommt tatsächlich auch auf die Matratze und die Zahnbürste an, wenn die Steuerfahndung kommt. Genau durchlesen, was in dem angegebenen Link "Guide Wegzugsbesteuerung" steht!

Last edited by McSeafield; 03-23-2009 at 02:40 PM.
03-23-2009 , 03:51 PM
konkretes szenario:
*ich ziehe am 1. oktober für 2 jahre nach england und melde in deutschland alles ab.
*außer poker keine weiteren einkünfte

-> werden meine gewinne aus den monaten oktober, november, dezember in deutschland oder in england versteuert?
03-23-2009 , 04:10 PM
Mit England gibt es ein DBA, das weitgehend alles regelt. Das DBA England findest du oben im angegebenen DBA-Link.

Nach einer sauberen Wohnsitzverlegung können deine Einkünfte ab Oktober in Deutschland nicht mehr versteuert werden. Die damit zusammenhängenden Fragen sind aber leider im Detail nicht einfach aus dem Handgelenk zu beantworten und erfordern etwas Überlegung durch einen StB, der sich auch mit internationaler Besteuerung gut auskennt. Ein StB haftet für falsche Auskünfte und verdient mit seinen Auskünften Geld. Deshalb hat er auch immer eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Ich nicht. Deshalb meine Empfehlung zu weiteren Details StB befragen.

Last edited by McSeafield; 03-23-2009 at 04:29 PM.
03-25-2009 , 05:43 AM
wie kann das finanzamt so genau wissen wem jetzt die zahnbürste und die matratze gehören? (ein paar kumpel und ich wollen in 2 wochen unsren wohnsitz nach malta verlegen, aber trotzdem in deutschland in unsrer alten wg wohnen bleiben und dort die meiste zeit verbringen).
03-25-2009 , 07:05 AM
Wer (und wie) muss hier eigentlich den Beweis erbringen, wo man länger aufhältig war?
03-25-2009 , 07:23 AM
Quote:
Originally Posted by ChristopherEucken
wie kann das finanzamt so genau wissen wem jetzt die zahnbürste und die matratze gehören? (ein paar kumpel und ich wollen in 2 wochen unsren wohnsitz nach malta verlegen, aber trotzdem in deutschland in unsrer alten wg wohnen bleiben und dort die meiste zeit verbringen).
Du wirst damit nicht durchkommen. Wenn du hier lebst, dann musst du hier dein Einkommen versteuern. So wie geschrieben würde ich mir den ganzen Maltakram sparen. Ich sehe keinen Unterschied zwischen "keine Angaben über Pokergewinne machen und in Deutschland leben" und "Angaben über Pokergewinne und angeblich in Malta leben".

Du baust dein Leben auf einer Lüge auf, und das zieht meistens weitere Lügen nach sich. Ich sehe dies an meiner eigenen Situation (nicht nur aufs Pokern bezogen).
03-25-2009 , 07:45 AM
Quote:
Originally Posted by K47W11
Wer (und wie) muss hier eigentlich den Beweis erbringen, wo man länger aufhältig war?
Der Spieler muss es nachweisen.

"Im Zweifel für den Angeklagten" kann man bei Finanzamtangelegenheiten mehr oder weniger vergessen. "Das FA hat immer Recht" passt da schon eher.

Wie man es nachweist? So viele Rechnungen wie möglich aufheben (Strom- und Wasserrechnungen, etc), um im Zweifelsfall zeigen zu können, daß man tatsächlich dort das ganze Jahr gelebt hat.
03-25-2009 , 09:31 AM
Quote:
Originally Posted by ChristopherEucken
wie kann das finanzamt so genau wissen wem jetzt die zahnbürste und die matratze gehören? (ein paar kumpel und ich wollen in 2 wochen unsren wohnsitz nach malta verlegen, aber trotzdem in deutschland in unsrer alten wg wohnen bleiben und dort die meiste zeit verbringen).
...wie ChePoker schon richtig ausgeführt hat!

Das ganze nennt man Gestaltungsmissbrauch. Wenn du dabei erwischt wirst, kann das strafbar sein und als zusätzliches Indiz zum Beweis einer vollzogenen Steuerhinterziehung herangezogen werden.

Welche Gefahren gibt es, dass sowas auffliegt? Einige. Nachdenken! Bankinstitute haben bei hohen Geldeingängen Meldepflichten (Bankkonto besser auf Malta eröffnen!). Ist auf dich noch ein Auto in Deutschland zugelassen, für das du Kfz-Steuer bezahlst? Deine alte Wohnung - Leerstand? Der pokerspielende Freund oder Gegner? Eine Ex-Freundin? Vielleicht sogar Geschwister oder Verwandte? Der Ex-Freund deiner neuen Freundin?. Demnächst vielleicht sogar Datenverkehr im Internet? usw.

Wenn du tatsächlich auch auf Malta wohnst, dann bist du ein Doppelwohnsitzfall (egal ob du in Deutschland noch gemeldet bis oder nicht!). Das Finanzamt will in solchen Fällen natürlich Nachweise, wie lange du dich auf Malta aufgehalten hast. Mietkostenbelege, Nebenkostenbelege, Wasser- und Stromverbrauch, Internet-Telefonabrechnungen, Flugtickets, etc. werden dann interessant.

Wenn du ein dicker Fisch bist, besteht immer die Gefahr, dass du vom Finanzamt eine Sonderbehandlung bekommst. Du solltest dich dann auch nicht zu früh freuen, weil zunächst alles so gut kappt. Eines Tages kann die Falle zuschnappen und die Steuerfahndung steht vor deiner Wohnungstür (dann kommt u.U. die Frage auf, wem jetzt welche Zahnbürste oder Matratze gehört).
03-26-2009 , 06:59 AM
Habe gerade ne Mail von meinem Steuerberater bekommen.
Hier ein Auszug daraus:

ich habe zu Beginn der Woche mit Herrn Wisborn vom BMF gesprochen und mir den Beschluss der Ländersitzung vom 05.03.2009 erläutern lassen. Auf dieser Sitzung haben die Länder (allen voran wohl HH mit der bekannten Auffassung) folgendes beschlossen:

1) Pokergewinne sind grundsätzlich steuerfrei.
2) Ausnahme: Profispieler, die nachhaltig spielen und damit ihren Lebensunterhalt erwirtschaften.
3) Profispieler erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb und unterliegen demnach auch der Gewerbesteuer.
4) Profispieler dürfen folglich Verluste geltend machen, sofern Gewinnerzielungsabsicht nachgewiesen wird.
5) Länder gehen auch von einem Leistungsaustausch aus. Wie dieser umsatzsteuerlich definiert werden soll, ist noch offen. Die hierfür zuständige Referentin Frau Klein will hierzu noch Stellung nehmen.
6) Es wird kein BMF-Schreiben geben, vielmehr steht es den Ländern frei, eine OFD-Verfügung zu verfassen, die dann für das Bundesland gilt.
7) Startgelder und Werbegelder sind hiervon losgelöst grundsätzlich steuerpflichtig.

Nach Aussage von Herrn Wisborn wollen die Länder die aus Fernsehen, Internet und Zeitungen bekannten (Profi)spieler in Anlehnung an die BFH-Rechtsprechung zu Beginn der 90-Jahre "zur Kasse" bitten. Viele Detailfragen sind dabei aber noch ungeklärt (z.B. was ist "nachhaltig" oder was heisst "Lebensunterhalt" bei mehreren vorhandenen Einkünften???). Letztlich verwies Herr Wisborn darauf, dass jeder Profispieler den Rechtsweg (Klage) einschlagen kann.
03-26-2009 , 07:08 AM
Herzlichen Dank für die Infos, Wunderkind.

Weisst du ob diese Regelungen ab (frühestens) dem 05.03.2009 gelten oder ob das eine Auslegung geltenden Rechts war und somit auch rückwirkend gilt?
03-26-2009 , 07:30 AM
Vielen Dank Wunderkind.

Wie geht ihr damit um?
03-26-2009 , 07:55 AM
afaik geht rückwirkend doch gar nicht?

vorsicht: halbwissen

      
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