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Originally Posted by McSeafield
Ich finde du machst dir viel zu viel Gedanken. Vieles was dir durch den Kopf geht, spielt nicht wirklich eine Rolle und wird zum Selbstläufer in einer Erfolgsspirale, wenn du dir erst mal darüber klar wirst, was du wirklich erreichen willst.
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Originally Posted by McSeafield
Meine Probleme fingen erst an, als ich alt und satt war, fast alles erreicht hatte und plötzlich nichts mehr erreichen wollte, faul wurde - möglicherweise auch zwischendurch den Sinn im Leben nicht mehr gesehen habe oder mit einem burn-out Syndrom konfrontiert war. Ich wünsche dir, dass dir das nicht passiert und du auch immer ein genaues Ziel vor Augen hast und dein Sinngebäude nie ganz zusammenfällt.
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Originally Posted by McSeafield
Ich will dir als Kontrast mein Problem am Fall meiner Internetsucht demonstrieren. Kein Ziel, keinen Plan, Zeit vergessen, nichts von all den denkbaren Zielen im Unterbewußtsein erreicht, Zeit nur sinnlos vertrödelt. In der gleichen Zeit hätte ein Manager bei guter Zeiteffizienz mehrere 10000 Euro verdienen und gleichzeitig mehrere Stunden mit seiner Freundin verbringen können. Er hätte was geschafft. Ich habe heute absolut nichts geschafft. Allerdings habe ich mich gerade schön bekocht und mir ne halbe Flasche Rotwein reingezogen.
Das ist der Punkt. Das Sinngebilde löst sich jetzt schon in seine Einzelteile auf. Ich habe vielleicht 15 produktive Stunden pro Tag, davon soll ich 10-12 Werktags und eventuell auch mal am Wochenende an einen Arbeitgeber verkaufen. Ich verkaufe 2/3 meines Lebens für Geld von dem ich nicht weiß, ob ich es brauche oder ob mir vorgegaukelt wird, dass ich es brauchen würde. Stichwort Status. Generation Flachbildschirm.
Meine Eltern sind stinknormale Angestellte und verdienen durchschnittlich. Aber mir hat es nie an etwas gefehlt, im Gegenteil. Was wir an Geld nicht hatten, kam mir in Form von Zuneigung entgegen.
Es geht darum herauszufinden wohin man will und was das aus einem machen wird. Wenn ich in 10 Jahren in der Mid-Life-Crisis merke, dass ich - dem schnöden Mammon folgend - alles andere aus den Augen verloren habe und jemand geworden bin, der ich nie sein wollte, dann wird es zu spät sein.
Wenn ich konsequent einen strikten Karriereweg einschlage, wird mich das unwideruflich ändern. Meine Rhetorik wird eine andere und sich automatisieren. Ich werde effektiv und effizient durch und durch. Ich werde keine richtige Bekanntschaften mehr schließen, sondern "Netzwerken" immer im Hinterkopf, was mir ein Kontakt für Vorteile bringen kann. Ich werde die Ellenbogen ausfahren und andere von der Bahn drängen müssen. In dem Geschäft bleibt oft keine Zeit für Menschlichkeit. Ich hatte jetzt einige Gespräche mit ranghohen Managern. Alle waren sehr souverän, wirkten fast unantastbar, aber auch unglaublich ähnlich in ihren Verhaltensweisen. Immer saß da auch eine Person vor mir, die im Laufe der Zeit soviel von sich verloren hat und diese spezifische Rolle des immer funktionieren müssenden Managers gepresst wurde. So ist das halt. Entweder man spielt das Spiel mit samt Konsequenzen oder man ist raus.
Was du erlebt hast, beschreibt einen Teil des Problems ganz schön. Erfolgsspirale, Burnout, Sättigung. Es ist schwer aus einer Spirale zu entkommen, auch wenn der Weg nach oben zeigt. Also besser jetzt abstecken, ob man da mitmacht oder es gleich bleiben lassen. Nicht ganz nach oben zu wollen, heisst ja nicht, dass man ganz unten bleiben will.
In meinen Augen unterschätz du auch den den Wert des Faktors Zeit. Zeitmanagement schön und gut. Aber will ich immer effizient sein? Liegt das überhaupt unserer Natur. Jede Sekunde des Tages optimal zu Nutzen klingt für mich nach keiner romantischen Vorstellung. Ist es nicht auch Lebenqualität Zeit einfach vertrödeln zu können? Klar, eventuell hättest du ein paar tausender mehr gemacht. Und was hättest du damit angestellt? Immer wenn ich mir etwas Materielles gönne, macht mich das auf eine bestimmte Weise glücklich. Es kennt sicher jeder das Gefühl, wenn man z.B. ein Elektrogerät bspw. ein Handy frisch auspackt und die ersten Stunde und Tage damit rumspielt. Ist schon irgendwie cool. Aber wie lange hält das an. Nach kurzer Zeit ist das Ding schon wieder standard. Man ist abgestumpft. Die meisten Dinge, die uns wirklich bereichern kosten nichts. Alles was ich mir wünsche sind Eigentumswohnung/Haus, ein ordentliches Auto und vielleicht auch mal eine nette Familie (momentan bin ich zu egoistisch um eine zu haben, vielleicht ändert sich das mal). Dazu eine ordentliche Altersvorsorge. Das lässt sich aber auch schon mit weniger als 100000 pro Jahr an Verdienst realisieren. Ab einer bestimmten Summe nimmt der Grenznutzen jedes weiteren Euros sowieso ab und derjenige einer Minute Freizeit zu. Und ich glaube, dass ich meinen Nutzen mit einer 50-60 Stunden Woche nicht maximiere, um im Wirtschaftsjargon zu bleiben.
Trotzdem fällt es mir bei all dem Wissen schwer, die Karriere zu cappen. Wieso?
Last edited by JohnnyGanjah; 03-29-2012 at 08:13 AM.