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Originally Posted by hijack
Just my 2 cents!
Ich weiß nicht, aus welcher Ecke Du Dich im Steuerrecht auskennst. Möglicherweise bist Du auch ein Finanzbeamter. Im Internet kann man sowas nicht ausschließen. Ich kenne die Grundprinzipien im Steuerrecht ziemlich gut zumindest wesentlich besser, als die meisten hier im Forum . Ich weiß auch, wie eine Steuerhinterziehung definiert ist. Ich könnte auch zum Thema Gleichbehandlungsgrundsatz noch einiges sagen. Das müsste ich dann allerdings ausführlich bei Tipke/Lang abschreiben, aber Du kannst es vielleicht selber nachlesen, so dass ich mich nicht bemühen muss.
Ein Problem in diesem Zusammenhang habe ich bereits angesprochen. Den Vergleich mit anderen Glückspielen.
Das zweite Problem bei der Gleichbehandlung bezieht sich auf folgendes:
Der Gesetzgeber unterlässt es, ein klares Steuergesetz zu erlassen. Die obersten Finanzbehörden formulieren keine klaren Erlasse. Sie lassen den Steuerpflichtigen im Unklaren.
Beim Poker gibt es vielleicht ca. 2% Berufsspieler, die für eine Besteuerung in Betracht kommen. Ich kenne die Zahlen nicht genau. Möglicherweise sind es auch weniger. Von diesen 2% werden nach meiner Einschätzung ca. 95% keine Steuererklärung abgeben. 5% werden vielleicht ihre Gewinne angeben. Auch dieses Problem hat mit Gleichbehandlung zu tun. Wenn der Gesetzgeber Steuern will, dann sollte er klare Gesetze erlassen, in dem das Problem klar und deutlich geregelt ist. Erst dann kann er von den Steuerpflichtigen Steuerehrlichkeit erwarten. Alles andere Betrachte betrachte ich als Unsinn.
Je nachdem welches Wetter gerade herrscht, wird wild durcheinander etwas behauptet. Ein Richter sagt hüh, der andere hot. Fakt ist, dass der Staat sich die Steuerunehrlichkeit auf die eigene Kappe schreiben muss. Von einem Pokerspieler der Glückspieler ist, Steuerehrlichkeit zu erwarten, betrachte ich als reinen Unsinn, den nur ein blinder Finanzbeamter behaupten kann, so lange es in diesem Zusammenhang keine klaren Steuergesetze gibt. Etwas anderes erwarte ich vielleicht von einem Bankmanager, die sein Insiderwissen nutzt, um bestimmte Börsenspiele zu betreiben. Da kann man meines Erachtens erwarten, dass ein solcher Mensch Steuern bezahlt, weil er sein berufliches Wissen nutzt, um mit absoluter Sicherheit Gewinne zu machen.
Ich kenne auch die Kommentierung vom Ludwig Schmidt im EStG Kommentar bis 2001. Dort ist eindeutig nachzulesen, dass auch zum "Thema Berufspieler, der ein verbotenes Glückspiel betreibt" unterschiedliche Anschauungen selbst bei den Fachleuten existieren. Die Fälle, die besteuert wurden, waren Trickbetrüger oder Croupiers, die sich auch mit Poker betätigten bzw. ein bestimmtes Insiderwissen hatten. Für normale Hobbyspieler, Möchtegern-Berufsspieler im Sinne von Losern gibt es mit absoluter Sicherheit keinen steuerlichen Anknüpfungspunkt, im Gegenteil. Verluste aus dem Pokerspiel sind nicht absetzbar. Eine andere Herleitung kann auch einem Finanzbeamten nicht gelingen. Nur dann, wenn er bestimmte Dinge einseitig betrachtet, mag es ihn gelingen. Aber das haben bereits andere versucht und sind damit aufgelaufen. Das allerschlimmste aus meiner Sicht ist aber, dass ein Finanzbeamter keine Ahnung hat, was Glückspiel bedeutet. Ich sage es noch einmal, es gibt beim Poker keine Formel Gewinn = ab + y. Es gibt stattdessen eine Formel, die deutlich -EV bedeutet. Kein Pokerspieler und auch kein Berufsspieler kann im Voraus wissen, ob er gewinnen wird. Er kann sich immer nur auf sein Glück verlassen. Kein Finanzbeamter oder vernünftige Mensch, würde unter gleichen Bedingungen Poker spielen. Das können nur Menschen, die aufgrund ihrer Charaktermerkmale bereit sind, ins Risiko zu gehen, nach dem Motto Kopf oder Zahl. Damit kann er Pokerspieler auch meiner Sicht nie eine steuerlich relevante Einkommenserzielungsabsicht herleiten, wie sie von vernünftigen Menschen zu erwarten ist, weil eine andere Einkommenserzielungsabsicht auch der Verlierer nicht hat. Kein Pokerspieler weiß im voraus, ob er gewinnen wird.
Das ganze kommt mir so ähnlich vor wie bei einer Spielgemeinschaft, die ich erlebt habe. Wenn ich gewonnen hatte, wollte ein Freund 50% davon abhaben. Wenn ich verloren hatte, hat er mich für verrückt erklärt. Ich sage es deutlich. Wenn sich ein Freund bereitwillig nach klaren Regeln an meinen Verlusten beteiligt, dann kann er vor mir auch eine Gewinnbeteiligung erwarten. Ansonsten gibt es bei mir nichts zu holen.
Last edited by McSeafield; 09-10-2008 at 05:38 PM.